Kerstin Thurow ist Autorin des Artikels "Analytik von Cannabinoiden in biologischen Matrices - eine Übersicht" in der BIOspektrum-Ausgabe 2/21. Sie verrät: "Manche Ideen kommen tatsächlich im Schlaf"...
Das komplette Interview unter:
https://www.biospektrum.de/artikel/nachgefragt-prof-dr-kerstin-thurow-im-interview
1. Nennen Sie bitte 3-5 Kern-Stichpunkte zu Ihrem Forschungsgebiet.
„Seit vielen Jahren beschäftige ich mich mit dem Gebiet der Life-Science Automation. Unsere Forschungsarbeit beginnt mit der Analyse
manueller Prozesse gefolgt von der Entwicklung eines Automationskonzeptes. Dies können einzelne Geräte, aber auch komplexe Automationsanlagen sein. Am Ende steht ein automatisierter Prozess, der
möglichst besser sein sollte als der ursprüngliche manuelle Prozess. Teilgebiete unserer Arbeit bei celisca umfassen Robotik & Mobile Robotik, Geräteentwicklung sowie Systemintegration und
Applikationsentwicklung.“
2. Was macht für Sie die Faszination an Ihrem Forschungsbereich aus – weshalb haben Sie sich gerade für diese wissenschaftliche
Thematik entschieden?
„Die Automatisierung von Prozessen der Life Sciences ist ein überaus spannendes und vor allem interdisziplinäres Gebiet, das mir die Möglichkeit
gibt, die beiden Gebiete, die mich schon immer sehr interessiert haben, miteinander zu verbinden: Naturwissenschaft und Technik. Die Themen und Applikationen sind sehr vielfältig und erfordern
teilweise auch sehr schnelle neue Lösungen – wie z.B. in der aktuellen CoVID19 Pandemie, wo der Bedarf an Automationslösungen sowohl für eine schnellere Diagnostik als auch in der Entwicklung von
Wirk- und Impfstoffen deutlich gestiegen ist. Für mich sehr ausschlaggebend ist auch, dass unsere Forschung und ihre Ergebnisse gebraucht werden – wir können unmittelbar sehen, wie sie in
die praktische Anwendung überführt werden.“
3. Was ist für Sie das Highlight Ihrer Forschungsergebnisse der letzten 5 Jahre?
„Gegenwärtig beschäftigen wir uns vor allem der Automatisierung von Probenvorbereitungsverfahren für unterschiedlichste analytische Prozesse und
konnten hier zahlreiche Konzeptideen entwickeln und realisieren. Insbesondere haben wir als erste damit begonnen, Zweiarm-Roboter und mobile Roboter in klassische Labore zu
bringen.“
4. Bitte nennen Sie 2-5 Schlüsselpublikationen zu Ihrem Highlight Thema.
- Fleischer, H., Thurow, K.: Automationslösungen in der Analytischen Messtechnik: Theorie, Konzepte und Anwendungen. WILEY-VCH, Weinheim 2019, (ISBN-13: 978-3527346219)
- Fleischer, H.; Joshi, S.; Roddelkopf, T.; Klos, M.; Thurow, K: Automated Analytical Measurement Processes Using a Dual-Arm Robotic System. SLAS Technology, 24(3), 2019, pp. 354-356
- Thurow, K.; Chen, C.; Junginger, S.; Stoll, N.; Liu, H.: Transportation robot battery power forecasting based on bi-directional deep-learning method. Transportation Safety & Environment, 1(3), 2019, pp. 205-211
- Neubert, S.; Gu, X.; Göde, B.; Roddelkopf, T.; Fleischer, H.; Stoll, N.; Thurow, K.: Workflow Management System for the Integration of Mobile Robots in Future Labs of Life Sciences. Chemie, Ingenieur, Technik, 91(3), 2019, pp. 294-304
5. Von welchen Ihren Interessen außerhalb der Naturwissenschaft hat Ihre wissenschaftliche Arbeit profitiert?
„Meine Arbeit ist die perfekte Verbindung von Naturwissenschaft und Technik, beides Gebiete, die mir seit der Schulzeit besonders am Herzen liegen.
Aber auch mein Interesse an medizinischen Entwicklungen und Neuerungen fließt unmittelbar in unsere Arbeit ein, bietet es doch die Basis für das Verständnis vieler neuer Prozesse, die zur
Automatisierung an uns herangetragen werden.“
6. Wie bekommen Sie den Kopf frei, wenn ein Projekt mal stockt? Bzw. wann fallen Ihnen die besten Lösungsansätze
ein?
„Stockt ein Projekt, hilft es, das Projekt zur Seite zu legen, andere Dinge mal vorzuziehen oder einfach mal „eine Nacht drüber
schlafen“. Manche Ideen kommen tatsächlich im Schlaf. Mir helfen auch lange Spaziergänge sehr gut, bei denen man den Gedanken einfach freien Lauf gibt. Auch Zeit mit meinen Kindern zu verbringen,
die eine ganz andere Perspektive haben und mich gut „erden“ können, hilft mir sehr. Irgendwann kommt dann meist der zündende Gedanke und man weiß wieder, in welche Richtung es weitergehen
kann.“
7. Welchen Geheimtipp würden Sie gern angehenden Wissenschaftlern/innen mit auf den Weg geben?
„Jeder Weg in der Wissenschaft und in die Wissenschaft hinein ist einzigartig. Jeder junge Mensch muss da seinen eigenen Weg finden. Wissenschaft bedeutet auch immer, viel zu arbeiten und doch oft Rückschläge hinnehmen zu müssen. Hier ist es ganz wichtig, für sich Strategien zu entwickeln, damit umzugehen und aus jeder Niederlage gestärkt mit neuen Ideen und Ansätzen hervorzugehen. Familie, die einen auffängt und den Rücken stärkt, kann hier sehr hilfreich sein. Und: auch Vollzeitwissenschaftler und Eltern zu sein, ist ohne weiteres möglich - wenn man es will.“