die zeit: Seit Anfang des Monats sind Sie Professorin für Laborautomation an der Universität Rostock. Wie wird man das in Ihrem Alter?
Kerstin Thurow: Durch harte Arbeit und dann auch mit etwas Glück. Die Stelle war zur rechten Zeit ausgeschrieben, übrigens in der ZEIT. Und die Berufungskommission hat dann ausgerechnet mich ausgewählt. So etwas kann man nicht planen.
zeit: Ihren Berufsweg aber haben Sie straff durchgeplant. War die Professur schon immer Ihr Ziel?
Thurow: Nein, das ging Schritt für Schritt: Mein Abitur habe ich nach zwölf Jahren Schule gemacht, das war in der DDR üblich. Vier Jahre später hatte ich mein Chemiediplom in der Tasche und wechselte von Rostock nach München, um zu promovieren. Das hat gut zwei Jahre gedauert. Mit 25 habe ich dann in Rostock mit der Habilitation begonnen. Diesen Sommer war ich damit fertig. Und zum 1.Oktober wurde ich berufen.
zeit: Was erforschen Sie?
Thurow: Wie man Chemie-, Umwelt- oder Medizinlabors automatisiert, also die Arbeit der Laboranten durch Maschinen ersetzt.
zeit: Sie haben Erfahrungen mit dem Bildungssystem der DDR und dem der Bundesrepublik gemacht. Was fällt Ihnen auf?
Thurow: Die naturwissenschaftlich-technische Ausbildung war in den DDR-Schulen sehr gut. Heute habe ich teilweise mit Studenten zu tun, die noch nie in ihrem Leben Chemie hatten oder die Mathematik abgewählt haben und jetzt Studiengänge wählen, in denen dies Voraussetzung ist.
zeit: Was muss sich an den Universitäten ändern?
Thurow: Man sollte für kürzere Studienzeiten sorgen. In der DDR hat man einfach gesagt: Nach fünf Jahren ist Schluss. In den USA regelt man das über Studiengebühren. Ein Zwischenweg wäre gut.
zeit: Und in der Forschung?
Thurow: Innovative Gedanken müssen früher finanziell unterstützt werden. In Deutschland wird Neues erst einmal ein paar Jahre beobachtet, bevor Geld fließt. Oft ist der Zug dann schon abgefahren
ist. Wir brauchen den Mut, neue Ideen einfach einmal auszuprobieren.